März - April 2014

Unser Chronist führt Sie nach Marokko. Tauchen Sie ein in die kulturellen Highlights, wie die berühmten Königsstädte Fès, Marrakesch, Meknès und Rabat sowie in die atemberaubende Landschaft Marokkos. Märchenhaft schön!

Ihr Chronist

Liebe Leser,

warum diesmal Marokko? Weil uns Afrika gepackt hat: grandiose Landschaften, aufregende Tierwelten, freundliche Menschen, buntes Lokalkolorit und deshalb viele Erlebnisse.

Ich heiße übrigens Rudi, Jahrgang 1949, und bin jetzt Pensionär. Mit meiner Frau Edith reise ich seit Jahren um die Welt. Reiseerinnerungen halte ich fest in Bildern und Texten. Schön, dass Sie daran teilhaben möchten.

Salâm,
Rudi

1. Tag: Anreise

Blöd, dass wir erst mit der Bahn nach Frankfurt fahren, um dann mit dem Flugzeug wieder nach Bayern zu fliegen. Die Zwischenlandung in München war nicht geplant. Wir sind erstaunt, dass der Flieger bereits in Frankfurt voll ist.

Was wir noch nicht wissen, ist, dass die Heimkehrer aus Casablanca ebenfalls unter uns sind, und jetzt in München aussteigen. Und Neue kommen dazu, der Flieger ist wieder voll. Mit zwei Stunden Verspätung erreichen wir müde unser Hotel in Casablanca.

Das Lido liegt direkt am Meer und hat schon bessere Zeiten erlebt. Nach einem guten Dinner/Buffet, bei dem wir unsere 41 Mitreisenden beschnuppern, beziehen wir unser Zimmer im Altbau. Es ist sauber, aber abgewohnt, und es stinkt nach Zigarettenrauch. Zu schlecht, um 5 Euro für 200 ml Bier wert zu sein.

Genug erlebt für heute, wir schlafen bald und träumen von Marlboro.

2. Tag: Im Märzen der Bauer die Rößlein anspannt

Casablanca, das ist gleichzeitig California und Kalkutta, sagte Humphrey Bogart. Wir fahren durch Kalifornien.

Unser Reiseleiter Mohcine zeigt uns seine Stadt vom Bus aus. Strandhotels und Villen säumen die Straße. Dann vorbei an Slums, und es eröffnet sich der Blick auf die Hassan II-Moschee. Das Minarett misst 200 Meter. Fotostopp. Die Moschee steht im Atlantik und kämpft seit Jahren mit den Wellen. Umso höher ist der Erhaltungsaufwand. 10.0000 Personen haben Platz. Sie mussten die Moschee auch bezahlen. Manche knabbern noch heute daran.

Die Stadt präsentiert sich international. Nur die Bevölkerung lebt noch teilweise im Mittelalter. Frauen bevorzugen weite, lange Mäntel und Kopftücher, die nur Augen und Nase freigeben. Urban young people gibt es auch. Und sichtbare Armut. Facebook und WhatsApp-Werbetafeln überall. Mehr Kontrast geht nicht.

Nächster Stopp am Platz Mohammed V. Drei Futterverkäufer locken tausende von Tauben. So dominieren die Ratten der Lüfte, die in Europa überall vertrieben werden, diesen Platz, den auch das Rathaus und die französische Botschaft säumen.

Im Märzen der Bauer die Rößlein anspannt - wer kennt es nicht, dieses Kinderlied? Hier ist es noch Wirklichkeit. Die Sonne lacht, als wir die Stadt in Richtung El Jadida verlassen. Wir passieren kleine Bauernhöfe, sehen Bauern mit Esel, Pferd und Pflug, Kühe, Schafe und Ziegen auf der Weide. Die Landbevölkerung lebt sichtlich von der Landwirtschaft. Der Maultierkarren ist das Transportmittel Nr. 1. Die Autobahn ist so gut wie neu und wenig befahren. Das wünschten wir uns auch für Deutschland.

Gegen Zehn ein Stopp an einer Tanke. Wir lassen Wasser und tanken Kaffee. Alles wie zuhause, fast. Hier sind die Preise niedrig. El Jadida ist nicht die schäbige Hafenstadt, wie oft behauptet. Sondern ein UNESCO-Kleinod mit portugiesischer Festung aus dem 17. Jahrhundert. Und einer Kasbah wie im Märchen. Da schlägt das Fotografenherz bis zum Hals. Die freundlichen Händler lassen sich gerne fotografieren. Wir können nicht widerstehen und beobachten von einem Café aus das geschäftige Treiben. Und es gibt ein anderes El Jadida: modern, ein bisschen mondän. Ein aufstrebender Bade-und Ferienort am Atlantik.

3. Tag: Ankunft in Marrakesch

Der Tag beginnt mit einem typisch marokkanischen Frühstück in einem kleinen typisch marokkanischen Hotel in Essaouira. Von unserem Tisch haben wir einen Blick zum Strand. Alles in mir verlangt nach einem Morgenspaziergang zum Hafen. Heute vormittag haben wir kein Programm, also los. Die Fischerboote im Hafenbecken lachen uns an, so wie die Fischer, die bereits ihre Arbeit getan haben.

Ich schieße einige Fotos in der Morgensonne. Dann ein Café Noir. Der schmeckt einfach grandios, das sage ich dem Wirt, der sich darüber freut. Langsam füllen sich die Gassen der Medina mit buntem Treiben. Die Händler des Suq öffnen ihre kleinen Läden, der Hühnerverkäufer preist sein Federvieh an, der Metzger drapiert rohe und gekochte Schafsköpfe verkaufsfördernd auf seiner Theke, es duftet nach exotischen Gewürzen und Kaffee, Gemüsestände quellen geradezu über vor heimschen Produkten.

Jetzt kommen Frauen in bunten Kleidern zum Einkaufen, und wir gucken zu. Gegen Mittag zeigt uns unser Reiseleiter noch einige verborgene Schätze dieser alten Stadt, das ehemalige Judenviertel, die Synagoge, traditionelle Wohnungen und das portugiesische Fort. Nicht ganz einfach für Mohcine bei einer 43-köpfigen Reisegruppe. Ohne seinen orientalisch anmutenden Helfer hätte er wohl die Hälfte seiner Gruppe in den engen Gassen verloren.

Unser Mittagessen nehmen wir ein auf dem zentralen Platz vor dem Hafen. Zum Ruf des Muezzin essen wir klassisch marokkanisch Couscous und trinken zum Abschluss einen Kaffee Noir, was sonst?

Bevor wir nach Marrakesch abreisen, besuchen wir eine Ölmanufaktur. Diese Frauenkooperative zur Herstellung von Öl aus den Nüssen des Arganbaums verschafft benachteiligten Frauen Arbeit. Das kaltgepresste Öl dient zur Veredelung von Speisen und zur Herstellung kosmetischer Produkte. Letztere scheinen die Hoffnungen einiger Mitreisender geweckt zu haben, denn das Geschäft ging sichtlich gut.

Auf dem Weg nach Marrakesch sehen wir bald die ersten Berge des hohen Atlas. Während wir im Bus braten, locken die weißen Gipfel die Skifahrer. Das Land ist trocken und steinig. Ziegen und Schafherden bestimmen das Bild. Die Erde ist braun, so wie die Häuser in der Peripherie. Wir halten beim Complexe Afoulki. Ein Garten Eden inmitten der kargen Landschaft. Die Orangenbäume ächzen unter der Last der Früchte. Gleichzeitig blühen sie und verbreiten ihren Duft. Genau der richtige Ort für eine Pause.

Unser Hotel für zwei Nächte: das Red Hotel in Marrakesch ist ein City Hotel ohne Seele. Unser Zimmer ist so klein, dass man in den offenen Koffer steigen muß, wenn man ins Bett will. Und das Bett ist zu klein für Zwei. Mit zwei Mitreisenden fahren wir nach dem Abendessen zum Platz der Gaukler, Schlangenbeschwörer und Feuerschucker, Djemma el Fna. Leider sind diese um 21 Uhr schon weg. Lassen wir uns also morgen überraschen.

4. Tag: Marrakesch mit weinendem Himmel

Marrakesch hält nicht, was es verspricht. Schon frühmorgens vermissen wir die Sonne, die gestern den ganzen Tag schien. Statt dessen weint der Himmel. Das Thermometer ist auf 12 Grad abgestürzt. Die Blüten im Jardin Majorelle halten ihre Köpfe geschlossen. Die Kamele kauern im nassen Gras und warten auf Kundschaft. Einige Reiseteilnehmer haben sich auf besseres Wetter eingestellt und frieren.

Wir halten uns nicht lange auf und gehen zur Moschee Koutoubiya, die wir von außen besichtigen. Unser Spaziergang führt durch die Kasbah zum Palais el Badi, dem einst größten Palast Marokkos. Außerdem besichtigen wir die Saadiergräber, prachtvolle Mausoleen aus dem 16. Jahrhundert.

Heute ist Freitag, der arbeitsfreie Tag der Muslime. Deshalb haben im Suq viele Geschäfte geschlossen. Das gilt nicht für eine "Natur Apotheke", wo uns ein redegewandter Verkäufer Wundermittel anpreist und auch sehr erfolgreich verkauft. Offensichtlich hat er bei vielen Reiseteilnehmern den Bedarf richtig eingeschätzt. Schätze, er war mit dem Umsatz zufrieden. Hoffentlich haben jetzt alle etwas für ihre Zipperlein.

Im Hotel erwartet uns ein warmes Mittagessen. Dann haben wir eine Ruhepause verdient, denn am späten Nachmittag wollen wir nochmals zum Djemaa el Fna, dem Platz der Geköpften, der unter dem Schutz der UNESCO als Weltkulturerbe steht. Heute treffen wir Gaukler, Wahrsager, Schlangenbeschwörer, Männer in phantasievollen Kleidern und Musiker, sie alle produzieren sich zum Gaudium des Publikums, meist Touristen. Garküchen locken mit verführerischen Düften. Ab und zu spitzt die Sonne durch die Wolken.

Es ist tatsächlich ein magischer Ort aus den Märchen "Tausend und eine Nacht". Magisch geht es auch in die hereinbrechende Nacht. Wir haben eine Dinnershow gebucht. Das Restaurant liegt direkt in der Medina. Das 3-Gang-Menue aus traditionellen Speisen schmeckt wirklich gut. Dazu Musik des Landes, und zum Dessert ein Bauchtanz, der vor allem die Männer von den Sitzen reißt.

5. Tag: Hoher Atlas, Gladiator, Asterix & Cleopatra

Schlechtes Wetter nicht nur in Marrakesch. Weil es heute auf dem Tizi-n-Tichka Pass schneit und es in Marokko keinen Winterdienst gibt, fahren wir hunderte Kilometer Umweg über Agadir. So umfahren wir den hohen Atlas. Ein Tag im Bus also. Prognostizierte Ankunft in Quarzazate noch vor Mitternacht. Ein Scherz? Hoffentlich!

Der Umweg lohnt sich. Wir fahren zunächst nördlich des hohen Atlas auf einer nagelneuen Autobahn, vorbei an Berbersiedlungen aus braunem Lehm. Diese Kasbahs werden uns jetzt auf dem weiteren Weg begleiten. Am Ende der Autobahn bietet sich ein phantastischer Blick auf Agadir und das Meer.

Unser Weg führt uns jetzt südlich des hohen Atlas Richtung Quarzazate, nahe dem Gebirge mit seinen weißen Gipfeln. Irgendwie seltsam, denn wir sind jetzt in Afrika, nahe der Wüste Sahara. Unterwegs stoppen wir in Taroudannt, einer hübsche Stadt inmitten der Sousebene, im 16. Jahrhundert Hauptstadt unter den Saadiern.

Am frühen Nachmittag halten wir an einer Tankstelle. Unsere Essenswünsche sind für die Inhaberfamilie eine Herausforderung, doch mit Hilfe unseres Reiseleiters klappt die Verpflegung. Satt und zufrieden setzen wir unsere Fahrt fort. Schließlich liegen noch 272 Kilometer vor uns.

Nur noch 88 Kilometer bis Quarzazate. Die Straße führte uns durch wüstenähnliche Landstriche mit karger, brauner Erde und kleinen Orten aus erdbraunen Häusern. Dazwischen die ersten Kasbahs, Lehmdörfer und Burgen. Wir halten noch einmal in Tazenakht auf der Atlashochebene. Im Café läuft Fußball, und alle Männer sitzen davor. Wir trinken einen Kaffee Noir, erklimmen den Pass und nähern uns der UNESCO-Weltkulturstätte Ait Ben Haddou.

Die Sonne steht schon tief, als wir die Lehmstadt erreichen. Unser Bus hält auf einer Anhöhe, von der wir einen schönen Blick haben. Die Kameras klicken. Wir stehen vor der Filmkulisse der Klassiker "Sodom und Gomorrha", "Gladiator" und "Asterix und Cleopatra". In der Nähe der Museum Stadt liegt Quarzazate in einer prächtigen Kulisse mit dem Hohen Atlas im Norden, einem Stausee im Osten und der Wüste im Süden. Die Atlas Filmstudios prägen das Stadtbild und sorgen für Arbeit und Wohlstand für die Bevölkerung.

Wir checken ein im Hotel Karam Palace. Morgen geht es weiter in die Sahara Wüste.

6. Tag: Oasen, Schluchten & gewaltige Dünenkämme

Ab heute gilt die Sommerzeit, auch in Marokko. Die Sonne lacht von einem wolkenlosen blauen Himmel. Wir fahren die Strasse der Kasbahs. Unsere Route führt vorbei an alten Lehmsiedlungen und Burgen inmitten der braunen Erde, hin und wieder frisches Grün der Oasen, begleitet vom weißen Kamm des Hohen Atlas.

Und es kommt immer besser. Der Gorges du Dades beginnt in Boumalne. Heute ist Markt, und wir sehen ein buntes Völkchen dorthin wandern. Ich kann nicht widerstehen und fotografiere eine bunte Frauengruppe aus der Ferne, aber mit Teleobjektiv. Leider steht der George nicht auf unserem Programm. Doch die Zeit reicht für einen Fotostopp auf einer Anhöhe. Hier haben wir einen schönen Blick auf das Tal.

Weiterfahrt zwischen dem Hohen Atlas und dem Antiatlas, ein weites Hochtal. Unser Reiseleiter erzählt uns viel über die Lebensweise der Berber, die hier leben. Noch ein Fotostopp in Tinghir. Ein Tuchhändler wickelt mir den Turban der Tuareg. Gefällt mir, also kaufe ich. Jetzt sitze ich im Bus wie ein Araberfürst. Mir fehlt nur der Harem.

Die Todhra Schlucht ist die schönste Oase des Landes, behauptet der Reiseführer. Mal sehen, ob das stimmt.

Wir fahren mit dem Bus in das Tal. Jetzt zeigt unser Busfahrer, was er kann. Steinschlag rechts, Lkw links, Unser Beifahrer regelt den Verkehr. An einer breiteren Stelle steigen wir aus und laufen im Kiesbett. Die Schlucht wird immer enger. Zwischen den gigantischen Felsen kommen wir uns ganz klein vor. Dann eine breitere Stelle mit Hotels. Endlich Toilette.

Schwer beeindruckt fahren wir zurück. Der Hunger ist groß, als wir gegen 14 Uhr essen. Wir bestellen Taijine, Fleischbällchen mit Gemüse im Tontopf. Schmeckt super. Dann geht es weiter Richtung Erfoud. Fliegender Wechsel auf Geländewagen, und ab geht es über Sandpisten nach Merzouga. Unser Camp für diese Nacht sind Zelte. Leider lässt die Sauberkeit sehr zu wünschen übrig. Die Sammeltoiletten spotten jeder Beschreibung. Unglaublich, was Touristen alles aushalten!

Wir halten uns nicht lange auf und wandern in die nahe Dünenlandschaft Erg Chebbi, das größte Sanddünengebiet Marokkos. Der Aufstieg strengt weniger an als befürchtet. Uns begleiten zwei junge Araber. Sie zeigen uns den besten Weg auf den Kamm. Der Sonnenuntergang ist grandios und entschädigt für den Aufstieg, der für manche Leute recht mühsam schien.

So euphorisiert gehen wir zurück zum Camp, wo uns eine Musikgruppe am lodernden Lagerfeuer erwartet. Die Stimmung ist klasse, einige Reiseteilnehmer beginnen zu tanzen. Bis uns das karge Abendmahl auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Die Nacht im Zelt und die folgende Morgentoilette erspare ich hier meinen Lesern.

7. Tag: Von der "alten" in die "neue" Welt

Der sternenübersäte Nachthimmel ist schon ein Erlebnis. Ein kundiger Mitreisender erklärt uns Sternenbilder. Wir nehmen den Sand der Sahara mit in das Zelt. Der Sonnenaufgang ist wenig spektakulär. Er taucht die Dünen in weiches Licht und zeigt ein interessantes Schattenspiel. Ich mache einige schöne Bilder. Sie sind der eigentliche Gewinn dieser Excursion. Das folgende Frühstück ist keiner Erwähnung wert.

Mit den Geländewagen geht es zurück nach Erfoud, wo bereits eine Ammoniten-Kasbah auf uns wartet. Tatsächlich werden hier in einem Steinbruch wertvolle Exponate gefunden. Für uns Touristen gibt es allerlei für unser Fluggepäck geeignete Souvenirs.

Anschließend Weiterfahrt Richtung Fes. Von unserem Tagesziel trennen uns noch 520 km. Grandios die Fahrt über den Hohen Atlas! Wir folgen spektakulären Canyons, sehen einen Stausee und mehrere Oasen. Gewaltige Felsformationen flößen Respekt ein. Nach einem Tunnel öffnet sich die Schlucht. Die Täler sind wieder breiter, aber weiter sehr steinig. Oasen mit ihrem satten Grün breiten sich aus.

Mittagessen in Midelt. Die halbe Tagesetappe ist geschafft. Nach dem Hohen überqueren wir den Mittleren Atlas. Kleine Bauerndörfer begleiten uns links und rechts der Strasse. Dann wieder schroffe Felsen. Wir sehen alte Steineichen und Korkeichenwälder. So ist die Fahrt recht abwechslungsreich.

In einem Zedernwäldchen sehen wir plötzlich eine Skihütte. "Ski-Club" Ifrane steht über der Türe. Wir nähern uns dem marokkanischen Charmonix, teilt uns unser Reiseführer mit. Heute morgen Wüste, jetzt Schnee? Wir können es kaum glauben. Und staunen nicht schlecht, als wir nach Ifrane hinunter fahren. Vorbei an einer prächtigen Königsresidenz ins Zentrum, wo es aussieht wie in der Schweiz.

Tatsächlich eine neue Welt: Villen im Chaletstil, feudale Hotels und Geschäftszentren wie in einer europäischen Metropole. Unseren Kaffee trinken wir bei Segafredo, wo auch Frauen zu sehen sind, und zwar ohne Schleier. Leider haben wir keine Zeit für die Boutiquen mit Luxus-Modelabels.

Wir fahren weiter, letzte Etappe vor Fes. Zurück in der Zivilisation. Die Sonne steht bereits tief, als wir Fes erreichen. Unser Hotel Sofia liegt zentral nahe der Medina. Jetzt erst einmal duschen, den feinen Sand der Sahara abwaschen. Dann erwartet uns ein reichhaltiges Dinnerbuffet. Alles ist wieder gut. Diese Nacht schlafen wir tief und fest in unseren normalen, breiten Betten.

8. Tag: Extreme Kontraste & Faszinierendes Handwerk

Der Hahn ist tot. Nein, er kräht noch. Dann ist sein Schicksal besiegelt. Eine Frau hat ihn gekauft. Der Händler schneidet ihm den Kopf ab, brüht und rupft ihn, nimmt ihn aus, und 15 Minuten später ist er bratfertig. Seine Artgenossen sehen dabei zu. Tiere werden hier lebend gekauft, in der Medina von Fes.

Es ist der größte Suq in Marokko. Er habe hier immer zehn Prozent Schwund unter seinen Gruppen, scherzt unser Reiseleiter. Wer mittelalterliches Leben sehen möchte, der ist hier richtig. Im Unterschied zu Marrakesch ist hier nichts für Touristen inszeniert, sondern real life. Innerhalb der Stadtmauern von Fes brodelt das Leben. Tausende Händler verkaufen alles, was man sich vorstellen und auch nicht vorstellen kann.

Wer braucht eine Sänfte? Vielleicht ein Pascha , damit ihn seine vier Frauen tragen können. Wie wäre es mit einer handgeschmiedeten Haustüre? Auch hier zu haben. Oder ein Sarg? Den brauchen die Touristen, die sich hier verlaufen und nie mehr herausfinden. Die engen Gassen sind verstopft mit Strassenhändlern und Touristen. Unsere 45-köpfige Gruppe ist ein echtes Hindernis. Kommt dann noch ein Maultier oder eine Eselkarawane entgegen, geht gar nichts mehr.

Fes ist auch Handwerkerstadt. Man sieht Schreiner, die Tische, Stühle oder ganze Schlafzimmer bauen und diese dann auf einen Esel schnallen und durch die engen Gassen treiben. Kesselflicker reparieren Kupferkessel, Schneider nähen Kleider, Schuster ziehen Leder über den Leisten, und, es ist unglaublich: Gerber trennen Tierhäute von den Haaren und gerben diese wie seit Jahrhunderten mit Taubenmist (Ammoniak). Das ist Mittelalter im 21. Jahrhundert.

Dann es gibt auch das moderne Fes, die Großstadt mit luxuriösen Hotels an prächtigen Boulevards. Hier rollen die neuesten Modelle unserer deutschen Premiumhersteller BMW oder Mercedes. Viele Frauen sind westlich gekleidet und geschminkt. Wir sehen Supermärkte mit europäischem Warenangebot und Kinopaläste mit aktuellen Hollywoodproduktionen, Villen und Reihenhäuser europäischen Zuschnitts.

Die Kontraste sind extrem. Zwei Nächte im Hotel Sofia waren angenehm ruhig. Das Mittelklassehotel liegt etwas zurückgesetzt vom Prachtboulevard mit Palmenallee in der Mitte, gesäumt von gut besuchten Cafés. Deshalb lassen wir unseren erlebnisreichen Tag hier mit einem Café au lait ausklingen.

9. Tag: Königsstädte bei Regen

Sandsturm in der Sahara? Tangiert uns in Fes nur periphär. Bei uns weint heute wieder der Himmel. Mohcine beruhigt die Gruppe, heute sitzen wir meist trocken und warm im Bus. Es geht in Richtung Meknes, eine der vier Königsstädte. Er erzählt Geschichten über den König, was die Goldene Blatt Leser im Bus sehr interessiert. Für alle: der König ist reich, sein Wort ist Gesetz, er lebt in märchenhaften Schlössern und ist gütig zu seinen Untertanen (aus Märchen aus tausend und einer Nacht).

Für den Besuch der Römerstadt Volubilis wählen wir einen Regenschauer. Kulturprogramm oder eine Stunde im Bus warten, das ist auch Frage der Kleidung. Wir wählen das spätantike Rom auf dem Höhepunkt seiner Macht und bestaunen den Caracalla-Triumphbogen.

Unser Führer ist historisch bewandert und hält auch bei Regen tapfer durch. Volubilis war bis zum 3. Jahrhundert nach Christus ein strategisches Bollwerk gegen die Berber. Hier lebten römische Bürger in riesigen Atriumhäusern mit schönen Mosaikböden, die man auch heute noch bestaunen kann. Ein Abstecher, der sich auch bei Regen lohnt. Mulay Isma'il, der magrebinische Sonnenkönig, hat Meknes geprägt. Er ließ gigantische Bauten errichten, die heute Touristen anziehen. Wir jedenfalls sind froh, dass wir in den Getreidespeichern dem Nieselregen entkommen.

Sehenswert ist das Mausolee Mulay Isma'il, das wir ohne Schuhe betreten dürfen. Das Tajine, das wir heute mittag essen, schmeckt super. Dann setzen wir unsere Fahrt fort. Rabat, die Hauptstadt des Königreiches, ist unser letztes Etappenziel. Draußen vor der Tür, dieses Motto gilt für alle öffentlichen Einrichtungen. Auch den Königspalast kann man nur aus respektvoller Entfernung besichtigen. Immer wieder Schauer und ein Gewittersturm, als wir das Mausolee Mohammed V besichtigen wollen. Nie haben wir schneller einen Friedhof aufgesucht. Das monumentale Bauwerk beeindruckt. Bei unserem Medinaspaziergang begleitet uns schon wieder die Sonne.

Unser letztes Hotel Rive ist gute Mittelklasse. Das Beste: wir haben einen Flachbildschirm und ZDF. Heute kommt das Championsleague-Hinspiel Real Madrid gegen Borussia Dortmund. Darauf freuen wir uns.

Morgen geht es wieder nach Hause.
Inschallah.

Mein Fazit

Wir wollten die Märchen aus tausend und einer Nacht erleben, und das haben wir auch. Märchen sind auch nicht immer wahr. Und so ist es auch mit der Wahrheit der Reiseführer. Marrakesch zum Beispiel bietet eben nicht die magische Atmosphäre, sondern Dienstleistungen für Touristen gegen Geld. Es stört schon, wenn einem die sogenannten Gaukler die Kamera aus der Hand schlagen, wenn man nicht vorher bezahlt hat. Und sie verlangen unverschämte Preise (bis zu fünf Euro) für ein Bild. Gibt man ihnen weniger, wird man beschimpft. Zur Ehrenrettung der Stadt sei gesagt, dass nicht alle so waren.

Die Landschaft war dagegen sehr schön. Weiße Gipfel, grüne Wiesen, schroffe Berge und Schluchten, Wüste und Wasser, wo sonst bekommt man das so geballt zu sehen. Die historischen Gebäude und Moscheen waren interessant, meist aber nur von außen zu besichtigen. So blieb uns das Land fremd. Leider trug auch der Reiseleiter wenig dazu bei, uns die Kultur dieses Landes zu erschließen.

Highlights dieser Reise waren die ursprünglichen Atlantik Städte El Jadida und Essaouira, das Wüstenerlebnis mit seinen Licht und Schattenspielen und die Busfahrt durch den Hohen Atlas mit seinen wechselnden Landschaftsbildern und Oasenstädten, dazu die Kasbahs. Die Königsstädte enttäuschten, weil sich die Monarchie hinter meterhohen Mauern versteckt. Bunt dagegen die Medina von Fes, sie versprüht orientalischen Charme. Eine Reise in ein islamisches Land hat nichts von der Fröhlichkeit anderer afrikanischer Staaten. Selbst wenn es kulturell viel zu bieten hat. Egal, ob die Sonne scheint oder es regnet.

Ihr Reiseverlauf

Die Highlights Marokkos erleben
Reisen Sie mit uns nach Marokko und lernen Sie dieses faszinierende Land von seiner schönsten Seite kennen. Erleben Sie kulturelle Highlights, wie die berühmten Königsstädte Fès, Marrakesch, Meknès und Rabat, die Sie mit zahlreichen bedeutsamen Sehenswürdigkeiten erwarten. Die atemberaubende Landschaft Marokkos mit ihren vielen Oasen und der beeindruckenden Wüste werden Sie in ihren Bann ziehen.

1. Tag - Anreise. Flug nach Casablanca, Empfang durch die deutschsprachige Reiseleitung und Transfer zum Hotel. Abendessen und Übernachtung in Casablanca.
2. Tag - Casablanca - El Jadida - Essaouira (ca. 350 km). Ihre Reise beginnt mit einer Stadtrundfahrt in der weltberühmten Stadt Casablanca. Lernen Sie die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel die Hassan II Moschee (von außen) und den Platz Mohammed des V kennen. Ihr nächstes Ziel ist die Hafenstadt El Jadida, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Während einer Stadtrundfahrt sehen Sie unter anderem die Skala de la Kasbah, eine Aussichtsplattform mit Kanonen aus dem Jahr 1769 sowie den alten Hafen und die Festungsmauer. Anschließend fahren Sie weiter nach Essaouira, wo auch das Abendessen und die Übernachtung erfolgen.
3. Tag - Essaouira - Marrakesch (ca. 180 km). Der Morgen steht Ihnen in der von Portugiesen gegründeten Stadt Essaouira zur freien Verfügung, die heute die Heimatstadt zahlreicher Künstler ist. Nutzen Sie Ihre freie Zeit, um die schöne Stadt auf eigene Faust zu erkunden, oder genießen Sie ein paar entspannte Stunden am Strand. Am Nachmittag verlassen Sie die Atlantikküste und fahren ins Landesinnere, nach Marrakesch. Abendessen und Übernachtung in Marrakesch.
4. Tag - Marrakesch. Der heutige Tag ist voll und ganz der atemberaubenden Königsstadt Marrakesch gewidmet. Am Vormittag nehmen Sie an einem Stadtrundgang teil und lernen dabei die hübschen Menara Gärten, die Saadier-Gräber, den Bahia Palast und andere wichtige historische Sehenswürdigkeiten der Stadt kennen. Genießen Sie außerdem den Blick auf das majestätische Atlasgebirge und die Olivenhaine im Hintergrund. Später erwartet Sie ein besonderes Highlight der Stadt: Djemaa el-Fna, der Platz der Gaukler. Besonders nach Einbruch der Dunkelheit entfaltet dieser Platz seinen Zauber. Hier treffen Sie auf Wasserverkäufer, Schlangenbeschwörer, Akrobaten, Musikanten, Geschichtenerzähler, Wahrsager und vieles mehr. In den zahlreichen Garküchen werden zudem typisch marokkanische Gerichte angeboten. Auf Wunsch können Sie am Abend eine faszinierende Dinner Show in einem typischen Restaurant in Marrakesch erleben. Übernachtung in Marrakesch.
5. Tag - Marrakesch - Ouarzazate (ca. 240 km). Sie verlassen Marrakesch und fahren nach Ouarzazate. Auf dem Weg dorthin erwartet Sie ein Fotostopp an der Weltkulturerbestätte Ait Benhaddou. Das eindrucksvolle Lehmdorf aus dem 11. Jahrhundert diente schon oft als malerische Filmkulisse. Auf der Weiterfahrt durch den eindrucksvollen Tizi n‘ Tichka Pass können Sie den Blick auf die fantastischen Landschaften des Hohen Atlas genießen. In der malerischen Oasenstadt Ouarzazate am Rande der Wüste unternehmen Sie anschließend eine Stadtrundfahrt. Sie sehen unter anderem die beeindruckende Kasbah Taourirt. Abendessen und Übernachtung in Ouarzazate.
6. Tag - Ouarzazate - Tinerhir – Erfoud - Merzouga (ca. 390 km). Vorbei an herrlichen Oasen, wehrhaften Festungen und pittoresken Palmenhainen fährt Sie Ihr Weg heute zunächst in die Oasenstadt Tinerhir. Nach einem kurzen Stopp fahren Sie weiter nach Erfoud, das inmitten der mächtigen Sanddünen der Sahara gelegen ist. Hier erwartet Sie ein besonderes Abenteuer: Die Strecke durch die Wüste bis zu Ihrem Tagesziel Merzouga legen Sie in Geländewagen zurück. Während der Fahrt durch die Dünen können Sie die Sahara hautnah erleben und den atemberaubenden Sonnenuntergang in der Einsamkeit der Wüste genießen. Sie übernachten heute in traditionellen Beduinenzelten. Nirgendwo sonst ist der Himmel so sternenklar, wie hier in der Wüste. Abendessen und Übernachtung in der Region Merzouga.
7. Tag –Merzouga - Fès (ca. 520 km). Nach dem Frühstück verlassen Sie die Wüste und machen sich auf den Weg in die älteste Königsstadt Marokkos, nach Fès. Die Fahrt dorthin führt Sie vorbei an der kleinen Stadt Midelt, die sich auf einer Hochebene zwischen dem Mittleren und dem Hohen Atlas befindet. Auf der Weiterfahrt passieren Sie außerdem die beiden Berberstädte Azrou und Ifrane, wo Sie Fotostopps an wunderschönen Oasen einlegen. Ihr ständiger Begleiter auf der heutigen Tour ist das einzigartige Panorama der schneebedeckten Gipfel des Hohen Atlas. Abendessen und Übernachtung in Fès.
8. Tag - Fès. Am heutigen Tag erleben Sie das geistige Zentrum Marokkos. Die älteste der 4 Königsstädte erwartet Sie mit ihrer von der UNESCO geschützten Altstadt, die Sie während einer Stadtbesichtigung kennen lernen. Anschließend können Sie auf den farbenfrohen Souks der Stadt in die Welt aus 1.001 Nacht eintauchen. Hier arbeiten die einheimischen Handwerker noch immer nach alten, orientalischen Traditionen. Lassen Sie sich vom bunten Treiben und dem Duft exotischer Gewürze verzaubern. Abendessen und Übernachtung in Fès.
9. Tag - Fès - Meknès - Volubilis - Rabat (ca. 230 km). Nach dem Frühstück verlassen Sie Fès und fahren in die vierte Königsstadt Marokkos, nach Meknès. Während einer Stadtbesichtigung lernen Sie die Stadt und ihre wichtigsten Sehenswürdigkeiten näher kennen. Sie sehen unter anderem die mächtige Stadtmauer mit dem prachtvollen Stadttor Bab Mansour und den bunten Markt. Im nahe gelegenen Volubilis können Sie anschließend die am besten erhaltenen römischen Ruinen Marokkos bestaunen. Ihr Tagesziel ist die marokkanische Hauptstadt Rabat. Die moderne Stadt erwartet Sie mit ihrem imposanten Königspalast, der Kasbah Oudaya und dem Mausoleum Mohammed des V, die Sie während einer Stadtbesichtigung kennen lernen. Abendessen und Übernachtung in Rabat.
10. Tag – Rabat – Casablanca (ca. 140 km). Heute heißt es Abschied nehmen. Sie verlassen Marokkos Hauptstadt und fahren zum Flughafen in Casablanca. Rückflug nach Deutschland.